Prof. Dr. Hartwig Altenmüller, Ägyptologe (em.), welcher in der Vergangenheit bereits eine Vielzahl an (wissenschaftlichen) Publikationen geschrieben oder veröffentlicht hat, darunter auch die ägyptologische Fachzeitschrift Studien zur Altägyptischen Kultur, ist der Autor vorliegender Publikation mit dem Titel "Einführung in die Hieroglyphenschrift"; erschienen im Jahre 2005 im Verlag Buske.
Thema des 182-seitigen Buches ist die Hieroglyphenschrift der Ägypter, welche jene über einen sehr langen Zeitraum hinweg weit mehr als 3000 Jahre in (vor-)pharaonischer Zeit und darüber hinaus in Gebrauch hatten. Erst im 19. Jh. gelang es dem Franzosen J.F. Champollion dieses komplexe Schriftsystem zu entschlüsseln, was zu weiteren Forschungsarbeiten seitens der Wissenschaft führte. Heute ist es aber auch Laien und dem interessierten Publikum möglich diese Schriftsprache zu erlernen; vorab sind allerdings einige grundlegende Aspekte zur Hieroglyphenschrift unverzichtbar, um das Schriftsystem zu verstehen und darauf aufbauend die Schrift erlernen zu können.
Vorliegender Titel "Einführung in die Hieroglyphenschrift" ist gedacht für all jene, die noch wenige oder garkeine Kenntnisse zur Hieroglyphenschrift besitzen, sei es in geschichtlicher Hinsicht oder sei es betreffend des Systems selbst. Dieses Buch dient als Einführung in diese faszinierende Schriftsprache und ist für Einsteiger sehr empfehlenswert, aber auch für Kundige (z.B. Studierende) in mancherlei Hinsicht.
Dieses Werk vermittelt einen Überblick über die Geschichte, die Systematik der altägyptischen Schrift, desweiteren die Besonderheiten derer, das hieratische Schriftsystem und gibt eine Einführung in die Grammatik.
Zum geschichtlichen Überblick zählen folgende Kapitel: die Entzifferung, die Entwicklung der Schrift sowie Schriftträger und Schriftgeräte.
Im Kapitel "Systematik zur Hieroglyphenschrift" erfährt der Leser die innere Form und die Prinzipien dieser Schrift sowie die unterschiedlichen Zeichengruppierungen und weiteres mehr. Darüber hinaus findet sich wie schon erwähnt im Buch eine Beschreibung des Schriftsystems des Hieratischen, welches von Anfang an neben den Hieroglyphen existierte; im Mittelpunkt des Werkes steht aber die Hieroglyphenschrift.
Das "spätägyptische Alphabet" welches seine Anwendung in der Spätzeit fand, während zu jener Zeit der Zeichenbestand sehr hoch war, wird auch erklärt.
Sehr detailliert werden in einem extra Kapitel die sogenannten Einkonsonanten-Zeichen beschrieben, diese Zeichen gehören zur Gruppe der Phonogramme (eine der drei Haupt-Gruppierungen). Jede einzelne dieser 24 Einkonsonanten-Zeichen, wird jeweils auf gut 12 Seiten vorgestellt; darunter beispielsweise auch die erforschte Aussprache.
Für hochmotivierte Leser eignet sich das Kapitel zur protosinaitischen Schrift hinsichtlich des Wissensfundus im Bereich antike Schriften.
Im Kapitel "Sprache der Inschriften" erfährt der Leser die Grundkenntnisse zur Grammatik, denn um Hieroglyphen zu verstehen und lesen zu können sind einige Grundkenntnisse unbedingt erforderlich. Anhand eingestreuter hieroglyphischer Lesestücke, mit Lösungen, kann dies erworbene Wissen gleich ausprobiert werden.
Im Anhang hat der Autor einige weiterführende Literatur gelistet, zum selben Thema.
Ziel dieser Abhandlung ist, das altägyptische Schriftsystem zu erklären und in das Lesen altägyptischer Schriftzeichen einzuführen. Keineswegs wird hiermit eine umfassende Grammatik vorgelegt, dazu gibt es spezielle Bücher (z.B. "Mittelägyptische Grundgrammatik" von B. Ockinga). Es wird vielmehr Wert darauf gelegt den Leser an das Thema insoweit heranzuführen, dass er letztendlich fähig ist kurze Inschriften lesen zu können. Wobei dafür die sogenannte Umschrift für die Übertragung in unsere Buchstabenlaute unverzichtbar ist; dies wird in dem Werk natürlich auch mit einbezogen. Dem Leser wird bald klar, dass ohne diese Transkriptionszeichen (Umschrift) eine korrekte Übersetzung hieroglyphischer Inschriften in andere Sprachen quasi nicht möglich ist.
Hieroglyphenschrift zu erlernen erfordert im allgemeinen viel Zeit und manch eine(r) weiß vielleicht garnicht wo und wie eigentlich damit anfangen?! Um dies zu erleichtern verschafft diese Publikation sicherlich insofern Abhilfe, dass einem dies komplexe Schriftsystem nahegebracht wird, die wesentlichen Grundlagen der Grammatik sowie eine Vielzahl an Zeichen und einige Wörter mitsamt ägyptologischer Umschrift. Für den Anfang ist dies auf alle Fälle genug, aber nicht genug um umfassende Übersetzungen vornehmen zu können. Mitunter hängt dies auch damit zusammen, dass es sich wirklich um keine einfache Materie dreht, die der Autor in dem Buch abhandelt.
Zahlreiche Tabellen, Übersichten und einige Strichzeichnungen, alles in Schwarzweiß gehalten, veranschaulichen die ganze Thematik; Fotografien sind keine eingestreut. Das Buch ist auch so gegliedert, dass man jederzeit Nachschlagen kann, um beispielsweise die am Schluß des Buches eingefügten Lesestücke genauer studieren zu können.
Das Werk ist darüberhinaus sehr bereichernd, weil speziell auf die Entzifferung, die Anfänge und die Entwicklung der Hieroglyphenschrift ausführlich eingegangen wird und zwar gleich eingangs. Somit wird der interessierte Leser annähernd mit einer vergangenen Zeit vertraut gemacht in der die Hieroglyphen einst ihre Anwendung fanden in unterschiedlichen Bereichen und über lange Zeiträume hinweg.
Diese Einführung behandelt die Entwicklung der Schrift von der Zeit der ersten Schriftfunde (35003000 v.Chr.) bis hin zur Spätzeit (664332 v.Chr.). Die heute bekannten Schriftarten, wie Hieroglyphisch, Hieratisch, Kursivhieroglyphen und Demotisch, werden dabei angesprochen. Wie, womit und worauf die alten Ägypter ihre Vielzahl an Bildzeichen die Schrift selbst ist aber keineswegs eine Bilderschrift(!) festhielten, beschreibt das Kapitel anschließend.
Kundige wissen bereits, dass der Franzose J.F. Champollion nach langjährigen Studierens und Erforschens der Hieroglyphen, im Jahre 1822 diese entzifferte. Was zu jener Zeit und darüberhinaus noch so alles geschah diesbezüglich, beschreibt der Autor im allerersten Kapitel "Entzifferung".
Allgemeinverständlich geschrieben führt der Autor in die Welt der Hieroglyphen fach- und sachgerecht ein. Für interessierte Laien ist das Buch eine gute Zusammenstellung und Einführung all dessen was man wissen sollte, um darauf aufbauend gegebenenfalls sein erworbenes Wissen weiter zu vertiefen. Man gewinnt fundierte Kenntnisse zum Lesen der Hieroglyphenschrift und somit einen neuen Zugang zur Hochkultur der alten Ägypter.
Für ernsthaft Interessierte und Studierende, die sich mit dieser faszinierenden Schriftsprache auseinandersetzen mögen und gewillt sind die Schrift selbst zu erlernen, ist dies Werk "Einführung in die Hieroglyphenschrift" ein sehr guter Einstieg. Und man sollte sich keinesfalls entmutigen lassen, wenn man mit Dutzenden von (noch) unleserlichen Zeichen konfrontiert wird, denn letztendlich ist es kein kurzer aber gangbarer Weg, die Hieroglyphenschrift zu verstehen, zu entdecken und zu erlernen ...
(© Mein-Altaegypten.de, im März 2007; Rezensentin Anja Semling - Rezension bezieht sich auf die 1. Auflage von 2005)
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