Zeitgleich mit dem im Herbst 2006 erschienen und neu aufgelegten Band 1 "Großes Wörterbuch ÄgyptischDeutsch" (HL 1 ME) in der Reihe der Hannig Lexika, kam auch vorliegender Band 5 "Ägyptisches Wörterbuch II Mittleres Reich und zweite Zwischenzeit" (HL 5), auf den Markt und somit der Fachwelt und allen Interessierten zugänglich. Preislich recht weit oben angesiedelt, was sicherlich der Umfang, zwei Teile zusammengenommen über 3200 Seiten, rechtfertigt aber auch die unglaubliche Recherche- und Satzarbeiten (plus Produktionskosten), welche dahinterstecken. Der ergänzende Band zu HL 5 ist das "Wörterbuch I Altes Reich und erste Zwischenzeit" (HL 4).
Letztgenannten gemeinsam ist, dass sie je als wissenschaftliche Belegstellenbände auf dem Gebiet der Ägyptologie im Bereich Hieroglyphen-Schrift dienlich sind, und in Verbindung mit dem Wörterbuch HL 1 ME, welches sozusagen als "Navigationshilfe" derer dient, eine sinnvolle Anwendung finden. Eine große Bereicherung für Ägyptologen, Wissenschaftler der Nachbardisziplinen, Theologen und generell Sprachinteressierte; auch für Hobby-Ägyptologen.
HL 5 ist somit kein Einzelwerk, sondern ein Wörterbuch das zum einen in Zusammenarbeit mit HL 1 "Wörterbuch ÄgyptischDeutsch" benutzt wird. Und zum anderen ist das Lexikon als "lebendes" Werk anzusehen, da nicht abgeschlossen und fehlerfrei aufgrund der riesigen Datenmasse; was Herr Hannig im Vorwort vermeldet.
Das Ägyptische Wörterbuch II ist ein extrem umfangreicher Belegstellenband mit Tausenden Belegangaben zur Zeit Mittleres Reich und zweite Zwischenzeit. Um sich in diesem Kompendium unkompliziert zurechtzufinden bedarf es eigentlich einer Gebrauchsanweisung; im Vorwort kommt die Nutzung kurz zur Sprache und weitergehend finden sich in den Rubriken "Kurzübersicht" und "Aufbau der Artikel" etliche Informationen zur professionellen Handhabung.
Im Wesentlichen sind folgende Schritte zur Suche eines Belegs unverzichtbar:
Sucht man ein bestimmtes Wort (Hieroglyphen-Wort) schlägt man zuerst in HL 1 ME nach, findet die Belegnummer [Schritt 1, siehe Grafik] und sucht anschließend im Belegnummern-Index am Ende von HL 5 nach der Seitenzahl mit den Belegen [Schritt 2, siehe Grafik]. Danach schlägt man in HL 5 jene angegebene Seite auf und findet sämtliche Belegangaben zu diesem Stichwort [Schritt 3, siehe Grafik]:

In obigem Beispiel wird nach den Belegstellen aus dem Mittleren Reich, bzw. Zweite Zwischenzeit, des hieroglyphischen Wortes "h(e)h" (=Million) gesucht. In HL 1 ME nummeriert die Ziffer {21704} in geschweifter Klammer dies Wort. Mittels dieser Nummer {21704} sucht man nun im Belegnummern-Index in HL 5 am Ende des Bandes (genauer in Teil 2) diese Ziffer und findet gleich nebenstehend die Seitenzahl, hier Seite 1757, in HL 5 wo sämtliche Belegstellen zu dem Wort "hh" aufgeführt sind.
Man kann sich gut vorstellen, dass diese alle Belegangaben, in Zahlen gesamt ca. 183.300, wohl am besten in aller Kürze erfaßt werden, um auch die Belegangaben durch die Benutzung von Piktogrammen sowie Abkürzungen sprachunabhängig zu gestalten. Somit sollte sich der Anwender des Wörterbuches mit etlichen Abkürzungen und Symbolen vertraut machen oder immer wieder dort nachschlagen wo diese erklärt sind, um die jeweilige Bedeutung zu erfahren. Zum Beispiel werden für Textträger, die im Original Inschriften tragen, kleine stilisierte schwarze Symbole verwendet, wie z.B. eine Stele, ein Grab, ein Opfertisch, eine Statue und anderes.
Die Belestellenangaben sind natürlich unterschiedlich lang, die Hieroglyphen-Schreibungen und Transkriptionen sind meist mit angegeben sowie eine deutsche Übersetzung (eine englische Übersetzung konnte leider noch nicht berücksichtigt werden). Und am Kopf jeder Seite findet sich zudem und das ist neu ein "lebender Kolumnentitel" der Randkolumnen. Dieser Neuerung ging Herr Hannig aufgrund einer Anregung eines Rezensenten nach; für vorliegende Ausgabe. Insofern kann HL 5 auch bedingt unabhängig von HL 1 ME benutzt werden!
Fazit: Sowohl die Fachwelt als auch jene, die sich mit den ägyptischen Hieroglyphen intensiver beschäftigen, werden begeistert sein. Mitunter dient dieser "Aufwand" der gezielten Suche nach Belegangaben den Forschenden und Wissenschaftlern weltweit als professionelles Instrument auf dem Wege zur sicheren Belegbarkeit sowie Zitierbarkeit.
Für all jene, die noch nicht so bewandert sind auf dem Gebiet der Hieroglyphen-Schrift, sprich Laien und Anfänger, dürfte diese Werk anfangs eine harte Nuß sein, denn gewisse Voraussetzungen zur Benutzung sind einfach unabdingbar. Insofern wäre HL 1 ME zunächst empfehlenswert worin sich seit neustem auch ein Kurzgrammatik zur ägyptischen Hieroglyphen-Schrift findet.
Mein ganz persönlicher Eindruck des zweiteiligen Belegstellenbandes ist rundum positiver Natur, wobei man lediglich aufgrund des Volumens der Bände, zur Arbeit am Schreibtisch damit gezwungen ist. Doch gerade da entfaltet sich ja bekanntlich oft die beste Kreativität und disziplinierte Umsetzung auf Papier oder digital.
(© Mein-Altaegypten.de, im November 2006, Anja Semling)
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