.

Rubrik: Religion & Glaubensvorstellungen

Die Barke der Sonne – Religion im alten Ägypten

Buch

  • Die Barke der Sonne – Religion im alten Ägypten
  • von Manfred Görg
  • Verlag: Herder Freiburg
  • Erscheinungsdatum: Januar 2001
  • Broschierte Ausgabe
  • 212 Seiten
  • ISBN: 978-3451238475

    Bestellmöglichkeit :


Die religiösen Glaubensvorstellungen der alten Ägypter sind, insbesondere für unser heutiges Religionsverständnis, ein komplexes Geflecht aus vielerlei Komponenten, die zusammen genommen durchaus ein harmonisches Ganzes ergeben – was dies Buch verdeutlicht. In diesem Werk »Die Barke der Sonne« führt der Autor Manfred Görg sehr detailliert in diese längst vergangene und scheinbar komplizierte Religion ein, welche offensichtlich nicht wenige Spuren in nachfolgenden Religionen (Judentum, Christentum) hinterlassen hat; wenn auch teils nur noch rudimentär erkennbar.

Beginnend mit einer Einführung die von der Reise des "Wenamun" handelt, aufgezeichnet in einem Papyrustext aus der Spätzeit, weist Görg auf die immense religiöse Bedeutung dieser Geschichte hin. Von da an beginnt für den Leser des Buches auch eine Reise, nämlich eine mit dem Götterkönig »Amun-Re«, die Thema des Buches sein soll.

In drei große Kapitel: Der Morgen der Zeit; Der Mittag der Zeit; Der Abend der Zeit, eingeteilt, die den chronologischen Ablauf der Schöpfung aus altägyptischer Sicht beschreiben, gibt der Autor umfassende Einblicke. Der Leser erfährt Wesentliches zur kosmischen Mystik und Religion der alten Ägypter.

Nach dem Glauben der Ägypter wiederholte sich im täglichen Sonnenlauf, d.h. die "höchste Bewegung", welche unabdingbar war für den Fortgang des Kosmos und des geschaffenen Lebens, die Schöpfung. Der so genannte Sonnenlauf war ein Spiegelbild jener Schöpfung und der Sonnengott Re fuhr täglich in einer Barke durch die Tages- und Nachtzeit: Nach seiner Fahrt des Nachts durch die Unterwelt, am Morgen des anbrechenden Tages, erscheint Re als "Chepre" verjüngt um dann als "Re-Harachte" mit lebensspendendem Licht seinen Weg fortzusetzen am Himmel. Schließlich gealtert als "Atum" im Westen angekommen und bereit für den Übergang in die Nachtzeit. Während der Nachtfahrt vereinigt sich Re mit dem Totengott Osiris, ein Mysterium besonderer Art, welches erst nach der Epoche des Alten Reiches, Einzug in den altägyptischen Totenglauben findet. Bedroht und gestört wird Re, der Allherr und Götterkönig, stets von "Apophis", der Riesenschlange, die das absolut Böse verkörpert; diese Schlange will stets das Prinzip der geordneten Welt zerstören – die sogenannte Maat.

Diese drei markanten Phasen beschreibt der Autor in Bezug auf die ganze Schöpfungsgeschichte der altägyptischen Religion. Vom Anbeginn der Zeit (Vor-Welt; Ur-Welt) und das Sichtbarwerden des Seins bis hin zum ewigen Leben nach dem irdischen Tod. Über diese Etappen, erschließt sich dem Leser ein Gesamtbild der altägyptischen Religion. Die Schöpfungsmythen werden eingehenst behandelt, ebenso die Rolle des Königs in jenem kosmischen Wirken (Solares Königtum), auch der Bereich des Jenseits (Gericht, Osiris, Elysium, Verklärung, etc.).
Trotz aller Komplexität des Themas "Religion im alten Ägypten" lässt sich gerade auch durch diese Dreiteilung mit entsprechenden Unterthemengebieten, für den Leser eine durchaus gut nachvollziehbare Linie oder besser gesagt ein Kreislauf erkennen.

Interessant und glaubwürdig auch die Überzeugung des Autors, die er mit zeitgenössischen schriftlichen Quellen belegen kann, aber auch hinsichtlich religionswissenschaftlicher Untersuchungen, ist, dass der ägyptische König entgegen anderweitiger Ansichten, von Geburt aus göttlicher Herkunft gewesen war(!). Und nicht lediglich sein Amt den göttlichen Anspruch erhebte, d.h. der König erst mit der Thronbesteigung zur Gottnatur wurde.

Man kommt als Nicht-Wissenschaftler nicht umhin ab und zu auch mal im Wörterbuch nachzuschlagen, aufgrund der teils doch sehr spezifischen Fremdwörter, bzw. Fachtermini. Immer wieder streut der Autor auch (übersetzte) Passagen aus zeitgenössischen schriftlichen Quellen ein, die unmittelbar Bezug auf Aussagen im Textteil nehmen. Auf renommierte Ägyptologen beruft sich M. Görg des öfteren, so seien zwei genannt: Assmann und Hornung.

Stellenweise zieht Görg Vergleiche mit heutigen Religionen, so. z.B. das Christentum: er sieht in dem Modell der Mythologie um Jesu Tod und Auferstehung auch das Modell des Osiris-Mythos in Verbindung mit dem Totengericht, (Osiris: einst weltlicher Herrscher, der sterben musste, um wieder aufzuerstehen).
Da aber das Buch natürlich von der altägyptischen Religion handelt, werden dem interessierten Leser, dessen Kenntnisse diesbezüglich noch unvollständig sind, in vielerlei Hinsicht nicht nur vertieft sondern auch vervollständigt, was die wesentlichen materiellen und geistigen Komponenten betreffen. Insofern ist das Buch eine Bereicherung und man sollte sich auch vor den vermeintlich komplizierten Zusammenhängen nicht abschrecken lassen; für die der Autor selbstverständlich nichts kann, sondern in der Natur der Sache liegen.

Nicht unbedingt ein Buch für "Anfänger" auf diesem Gebiet, Vorkenntnisse sind von Vorteil, vorwiegend in ägyptologischer Hinsicht. Mit einigen illustrativen Zeichnungen versehen und lesefreundlicher Schriftgröße, sind die 212 Seiten bestens geeignet um tiefer in diesen Stoff einzudringen, bzw. um auch immer wieder Nachzuschlagen für bestimmte Begriffe oder Themen.

Altägyptische Religionsgeschichte – mit diesem Buch eine faszinierende kosmische Mystik, die von den Ägyptern grundgelegt worden ist. "Noch wir Späteren leben heute vom ägyptischen Glauben an den Sieg des Lebens über den Tod." – so der Autor im letzten Satz des Werkes.

(© Mein-Altaegypten.de, im Dezember 2005, Anja Semling)


Buch jetzt online kaufen:

Nach oben

Drucken

http://buch.mein-altaegypten.de I Impressum