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Die sogenannten Jenseitsbücher im "Tal der Könige" sind zentrales Thema dieses prächtigen Textbildbandes »Bilder der Unsterblichkeit«, der im Jahre 2006 im Verlag Zabern erschienen ist. Schon beim losen Durchblättern des Buches eröffnen sich dem Betrachter Bildmotive ohnegleichen – Bilder die Einblicke in jenseitige Sphären geben, in ein "Leben nach dem Tode", eines der wichtigsten Merkmale der altägyptischen Kultur.
Dem weltbekannten ägyptischen Ägyptologen Zahi Hawass, Autor des Buches, und dem italienischen Fotografen Sandro Vannini, sind die textlichen und bildlichen Themeninhalte zu verdanken. Diese Kombination ergibt für den Leser eine fantastische Reise durch die Unterwelt der Ägypter, quasi durch endlosen Raum und ewige Zeit.
Keine andere Religion als jene der alten Ägypter, hat diesem jenseitigen Raum soviel Aufmerksamkeit im Detail geschenkt und mythologische Konzepte zum ewigen Leben entwickelt. Die Welt ägyptischer Gottheiten findet sich mitunter in diesen Jenseitsbüchern (auch genannt: Unterweltsbücher oder Totenbücher). Diese sind noch heute nach Jahrtausenden in pharaonischen Gräbern als Wandmalereien im Tal der Könige vorzufinden, aber auch teils auf königlichen Särgen oder Schreinen. Das Grundkonzept der Bilder dieser Jenseitsbücher, zeigt die nächtliche Reise der Sonne durch die Unterwelt an der der Pharao teilnahm.
Vorliegendes Buch konzentriert sich auf die königlichen Gräber in der thebanischen Nekropole, welche von den Ägyptern zwischen 1500 und 1000 v. Chr. in die felsige Berglandschaft westlich des Nils gehauen wurden. Insgesamt kennt die Wissenschaft heute über 60 Gräber in den Felswänden: königliche und nichtkönigliche.
Unter vorliegendem Titel »Bilder der Unsterblichkeit« ist ein wunderschönes gedrucktes Werk entstanden, das Einblicke in das "Tor zur Ewigkeit" zeigt und damit sind gemeint all' diese königlichen Gräber mit ihren einzigartigen Grabmalereien und Inschriften mitsamt den Grabausstattungen, die heutzutage größtenteils verloren sind. Der ganze Grabkomplex in seiner Aufmachung ermöglichte dem verstorbenen Pharao ein Leben im Jenseits führen zu können; die reich bebilderten Jenseitsbücher halfen ihm dabei.
Dieser Textbildband ist populärwissenschaftlicher Natur. Er informiert und überzeugt die Leserschaft mit gut verständlichen Texten, die mit großer wissenschaftlicher Genauigkeit und Sorgfalt aufbereitet sind. Wie schon erwähnt sind die Artikel zu den Themenkapiteln von Ägyptens prominentestem Ägyptologen und Oberinspektor der ägyptischen Antikenverwaltung, Zahi Hawass, verfaßt worden. Jener Wissenschaftler der sich auch intensiv für die Rettung und Erhaltung der Gräber im Tal der Könige einsetzt. Ein spezielles Thema zu dieser Problematik findet sich im Buch im Kapitel Ausblick: "Die Rettung des Tals der Könige".
Laut Klappentext erhebt dieser opulente Textbildband den Anspruch 'einzigartig in seiner Art' zu sein, dies kann nur noch bestätigt werden. Die sachlichen Texte in Verbindung mit den zahlreichen Fotografien, die vorwiegend Ausschnitte und Details aus den Jenseitsbüchern zeigen, führen den Leser durch längst vergangene imaginäre Welten. Aufwändig aufgenommene Fotografien von den Grabmalereien und Inschriften in den Gräbern. Zu einem visuellen Erlebnis werden die durchgängig farbigen Abbildungen ganz sicher auch aufgrund ihrer Farbbrillianz und den zahlreichen Klapptafeln, einige davon können mehrfach aufgeklappt werden. Manche Bildmotive sind sogar größer als im Original darauf zu sehen. Die Klapptafeln ermöglichen eine verlängerte und ausführliche Ansicht.
Das Werk ist eingeteilt in acht Themenkapitel denen eine umfassende Einleitung vorausgeht und ein Schlußteil folgt: Ausblick, Glossar, Bibliografie.
In der Einleitung erfährt der Leser Wesentliches und Spezifisches rund um die Welt der Königsgräber des alten Ägyptens sowie über die Entwicklung der Jenseitsbücher in der Historie Ägyptens. Die frühen einfachen Nekropolenbegräbnisse, die Pyramiden und die Königsgräber im Tal der Könige werden ebenso erläutert, begleitet von etlichen Farbtafeln.
Das erste Kapitel behandelt den Aufbau (Architektur) und die Ausstattung eines Königsgrabes im Tal der Könige in chronologischer Reihenfolge von der 18. bis zur 20. Dynastie, Neues Reich. Um den religiösen Konzepten der Jenseitsbücher folgen zu können ist es unabdingbar die wichtigsten Götter zu kennen, bezogen auf die Unterwelt der Ägypter. Dies kann der Leser sofern nicht schon bereits erworbenes Wissen vorhanden, im dritten Kapitel nachholen.
Danach werden die bekanntesten Jenseitsbücher in chronologischer Reihenfolge ausführlich erklärt. Gleich zu Anfang das sogenannte "Amduat" (= Von dem was in der Unterwelt 'Dat' ist) und danach das "Pfortenbuch"; in beiden wird der sich stets wiederholende Lauf der Sonne durch die Unterwelt beschrieben. Dann folgen die Beschreibungen und Bebilderungen von weiteren Jenseitsbüchern: das Höhlenbuch, das Buch von der Erde, die Sonnenlitaneien, das Totenbuch, die Himmelsbücher.
Aufgrund der außergewöhnlichen Gestaltung dieses Buches, womit sicherlich auch der Kaufpreis rechtzufertigen ist, kann der Interessierte abtauchen in eine faszinierende gar bizarre (geistige) Welt der alten Ägypter. Um aber diese Bildinhalte verstehen zu können sind die Begleittexte unverzichtbar; obschon einiges selbst der Wissenschaft noch rätselhaft erscheint. Vorteile hat, wem die Hieroglyphenschrift vertraut ist. Gerade diese üppigen visuellen Darstellungen, die in diesem Buch gezeigt werden, ermöglichen einen eher unkomplizierten Zugang zur Gedankenwelt der Ägypter.
Das Werk ist rundum sehr lehrreich und führt den Leser kompetent ein in die ganze Thematik, mit viel Hintergrundinformation sowie zur heutigen Situation im Tal der Könige. Laut Autor des Buches, gibt es wohl keinen Ort mehr auf der Welt, der so erfüllt ist von Magie wie das Tal der Könige – was dies Buch eindrucksvoll unterstreicht.
Auch ist dieser Textbildband für jene eine gute Alternative, die noch nicht im Tal der Könige waren und dabei Gelegenheit hatten die Königsgräber zu besuchen. Außerdem werden in Zukunft, und auch jetzt schon, einige Gräber nicht mehr für die Touristen zugänglich sein.
Abspann "Bilder": Für die Ägypter waren Bilder sowohl auch ihre bildhaften Schriftzeichen nicht einfach unbelebte Bilder, sondern vielmehr entsprachen diese visuellen Darstellungen, seien es Objekte oder Handlungen, einer gewissen Realität, d.h. die Bilder konnten magisch belebt sein und zum agierenden Bestandteil des 'Seins' werden (in Altägypten: Diesseits und Jenseits).
(© Mein-Altaegypten.de, im August 2007, Anja Semling)
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