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Rubrik: Religion & Glaubensvorstellungen

Mythos, Glaube und Geschichte
Die Bilder des christlichen Credo und ihre Wurzeln
im alten Ägypten

  • Mythos, Glaube und Geschichte
    Die Bilder des christlichen Credo und ihre Wurzeln im alten Ägypten
  • von Manfred Görg
  • Verlag: Patmos
  • Broschierte Ausgabe
  • 188 Seiten
  • 5. Auflage
  • Erscheinungsdatum: Juli 2002
  • ISBN: 978-3491690103

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»Die Bilder des christlichen Credo und ihre Wurzeln im alten Ägypten«, so lautet der brisante Untertitel des Buches »Mythos, Glaube und Geschichte« von dem renommierten Religionswissenschaftler Manfred Görg; bereits 1992 in Erstausgabe, im Patmos-Verlag erschienen. Trotzdem, die Thematik des Buches ist nach wie vor aktuell und für alle Ägyptenfreunde, die sich explizit für religionsgeschichtliche Ereignisse interessieren, von besonderem Wert. Obschon der Schwerpunkt im Buch auf Christentum und altägyptischen Glaubensvorstellungen und -ritualen liegt, wird auch das Judentum mitbehandelt sowie das Alte und Neue Testament als Quellen herangezogen.

Die Erwägungen, die Görg auf gut 180 Seiten zum Thema Bildtradition zum christlichen Credo darlegt, knüpfen an Erwägungen an, die aus der Begegnung mit der altägyptischen Kultur und Religion erwachsen sind. Für das Abendland eine Urquelle betrachtender Gottes- und Menschenschau, so Görg. – Was hat das alte Ägypten mit dem Christentum, bzw. mit dem christlichen Glaubensbekenntnis, zu tun?, wird sich vielleicht manch eine(r) fragen. Nun, dies beantwortet vorliegendes Taschenbuch auf eindrucksvolle Art und Weise.


Der Autor führt den Leser anhand zweier übergreifender Kapitel: "Der Glaube in Bildern" und "Die Bilder im Credo", durch sein beispielhaftes Werk:

Alles in allem auf das Wesentliche reduziert, behandeln sämtliche Unterkapitel, die wiederum unterteilt sind im ersten Hauptkapitel prägnante Begriffe und Inhalte zur Bildsprache in einer Art Rückschau; wobei es auch ausführlich um die Begriffe Mythos und Mythologie geht. Und jeder Altägyptenkenner weiß doch wie untrennbar verbunden die altägyptische Religionsgeschichte mit der Mythologie ist. Dieses Kapitel macht dem interessierten Leser verständlich, was unter Mythos zu verstehen ist – Görgs Definition: "Mythos ist die Äußerung eines Vorstellungsinhaltes, in dem Götter und Menschen eine Rolle spielen." – und weist im Kapitel "Mythos und Glaube" zunächst darauf hin, dass sich das Judentum und Christentum ungerechtfertigter Weise von dem Begriff Mythos strikt zu trennen versuchen. Im Kapitel "Mythos und Geschichte" findet das Hauptkapitel seinen Abschluß indem Mythos und Credo, quasi mittels Görgs Gedanken, in Einklang miteinander stehen.
Die Bildsprache, ein wesentlicher Aspekt der mythischen Bildhaftigkeit, welche im altägyptischen Glauben augenscheinlich große Bedeutung hatte, findet sich im Credo so nicht; dafür bei Betrachtung dessen, der vermeintliche Sinngehalt, in einer Sprache der begrifflichen Differenzierung und theologischer Gedanken. Görg vermißt die bildsprachliche Interpretation des Sinngehaltes und will wegführen von der allzu abstrakten Umsetzung, und hinführen zu einem Nachsinnen anstatt Nachdenken.

Das zweite Hauptkapitel "Die Bilder im Credo" läßt jedes Unterkapitel (gleichfalls in weitere unterteilt), mit einem einleitenden Satz zu Themen aus dem Credo beginnen, so z.B. "... den Schöpfer des Himmels und der Erde", "... am dritten Tage auferstanden von den Toten" oder "... die heilige katholische Kirche", usf.
Zum Beispiel: Ein bekanntes Kultsymbol aus dem alten Ägypten ist der so genannte Obelisk; ein solches authentisches Exemplar steht heute auf dem Petersplatz in Rom, von einem Kreuz gekrönt (das Symbol Christi). Das Verhältnis beider Symbole zueinander ist nicht auf Anhieb zu erkennen und läßt auch unterschiedliche Interpretationen zu. Dem geht der Autor in erstgenanntem Unterkapitel nach.
In diesem Hauptkapitel geht es dem Autor darum seine Erkenntnisse zu erläutern, anhand von zahlreichen Thesen und geschichtlichen Ereignissen sowie Komponenten der altägyptischen Religion in direktem Bezug zum Christentum aufzuzeigen. Zahlreiche Vorstellungen, die die jüdisch-christliche Religionsgeschichte für sich zu beanspruchen scheint, haben aber nichts desto trotz, ihre wegweisenden Entwürfe und Modelle schon in vorbiblischer Zeit, insbesondere natürlich im alten Ägypten.
Insofern wird nach all den behandelten Themen aus dem Credo sehr deutlich wieviel Einfluß altägyptisches geistig-religiöses Gedankengut sich im Christentum manifestiert hat. Noch heute ist Vieles davon in modifizierter oder transformierter Form erkennbar, sei es in der Symbolik oder im Glauben schlechthin. Als unschwer erkennbare prägnante Beispiele hierzu: Auferstehung, Ewiges Leben nach dem Tode, Trinität, Jungfrauengeburt, Sohn Gottes.
Görgs Untersuchungen zufolge wurde wesentliche "Vorarbeit" von den alten Ägyptern geleistet und viele Ideen oder Aspekte, die das Christentum beinhaltet, gab es bereits im altägyptischen Glauben und sind kein neutestamentliches Eigengut.

Ein außerordentlich interessantes Kapitel ist "... am dritten Tage auferstanden von den Toten"; darin wird der Osirismythos und -kult beschrieben und in Zusammenhang gesetzt mit dem lebenserneuernden Gott Jesus (auch mit dem lebensstiftenden Gott Jahwe). Schon lange vor Jesus' Zeit hat man sich Gedanken über ein Weiterleben nach dem Tode gemacht; und wie nun die besondere Auferstehung des Jesus angesichts des Osirismythos aussieht, dies wird ebenda eindrucksvoll von M. Görg dargelegt. Eine Verwandtschaft zwischen dem Reden von "Auferstehung" in der Bibel und der Mythologie der "Auferstehung" ist eindeutig, ohne lediglich dem neutestamentlichen Zeugnis den Zuschlag auf "Wahrheit" zu geben, nach Görgs Ansicht.
Kein positives Echo hat allerdings in der Bibel, der altägyptische Totenkult mit all seinen (scheinbar) absichernden Vorsorgemaßnahmen für den Toten, gefunden.

Im Anhang des Buches eine kleine Literaturliste, Bildnachweis und Register. Eingestreut im Buch sind etliche Übersetzungen (Auszüge) aus der altägyptischen Literatur, die als Ergänzung und Verdeutlichung des Gemeinten, aufschlußreich sind.
Bestückt mit einigen Schwarzweiß-Abbildungen, kann sich der Leser zudem ein noch genaueres Bild machen, da die Abbildungen stets bezugnehmend zum Inhalt platziert sind.

Dies beachtliche Werk von M. Görg ist optimal um sich Grundlegendes zu dieser Thematik anzueignen, aber auch um wesentliche Details zu erfahren. Ein "Nachsinnen" ist fast vorprogrammiert, denn ist es nicht so, dass man oft allzu kopflastig seinem Glauben anheimfällt, wenn überhaupt?! In der Bildsprache der alten Ägypter darf man uneingeschränkt seinen Emotionen folgen und muss ja nicht stets jenes annehmen was die Wissenschaft diesbezüglich vorgibt.

(© Mein-Altaegypten.de, im November 2006, Anja Semling)


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