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Kurzer Überblick:
Die altägyptische Religion beruhte auf Mythen, Symbolen und Riten. Die altägyptische Religion hatte keine Doktrin wie Katholizismus oder Islam. Die ägyptischen Priester waren auch nicht als Missionare tätig und die Religion war nicht auf das einsame Gebet beschränkt. Vielmehr war der Pharao der oberste Priester, ab der 4. Dynastie der "Sohn des Sonnengottes Re", und hielt als Stellvertreter des Gottes Horus, das Leben auf Erden in Gang.
Abb. links: Szene aus einem ägyptischen Totenbuch.
(c) British Museum, London. Foto: Anja Semling
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Zur Zeit der Pharaonen gab es zahlreiche Götter. Einige sind Nachbildungen verwandter Gottheiten und viele weisen gemeinsame Merkmale auf. Re war zu allen Zeiten der große Sonnengott, der aus sich selbst entstanden war (vgl. Atum) und erschien dem Ägypter in vielerlei Gestalten. Osiris, Sohn des Erdgottes Geb und der Himmelsgöttin Nut, wurde dem Mythos zufolge von seinem Bruder Seth ermordet. Osiris aber wurde von seiner Schwester und Gemahlin Isis wieder zum Leben erweckt und zeugte mit ihr seinen Sohn Horus. Dieser Horus wurde später der Herr der Welt und Osiris Gott der Unterwelt sowie Richter über die Toten. Dieser Mythos prägte die altägyptische Religion die längste Zeit über, spätestens ab der 5. Dynastie wurde der verstorbene König selbst zu einem Osiris im Jenseits.
Der theologische Grundkonsens, den die Religion der alten Ägypter beschreibt, umfasst das des "Seins" und "Nichtseins". Nach dem Glauben der alten Ägypter war das irdische Leben im Diesseits etwas parallel Existierendes neben dem Leben im Jenseits, diese beiden Bereiche umfassen das sogenannte "Sein". In das jenseitige Leben geht der Ägypter als Toter und erfährt so seine Erneuerung oder auch Wiedergeburt; Er wechselt lediglich die Sphäre im "Sein". Deshalb musste der Körper für ein Leben nach dem Tode vorbereitet, sprich einbalsamiert, werden. Auch die Götter im alten Ägypten waren sterblich und existierten allesamt in jenseitiger Welt.
Das "Nichtsein" war das Chaos, das absolute Nichts, also der Zustand wie jener vor der Schöpfung. Im "Nichtsein" endeten alle, die das Totengericht nicht bestanden haben. Die Grenze zwischen "Sein" und "Nichtsein" wurde von dem Götterfeind Apophis beherrscht, einer riesigen schrecklichen Schlange.
Die altägyptische Religion ist ohne den "Osiris-Mythos" nicht denkbar:
Osiris-Mythos kurzgefasst:
Einer der wichtigsten Götter des alten Ägypten war Osiris (siehe Abbildung ganz oben). Dem Mythos nach soll er als menschlicher Herrscher gewirkt und für Landkultivierung und Zivilisation gesorgt sowie den Wein- und Getreideanbau eingeführt haben. Er galt als Fruchtbarkeissymbol. Osiris heiratete seine Schwester Isis, durch deren magische Kräfte er später zum Herrscher der Unterwelt wurde: Sein Bruder Seth, der auf Osiris' Beliebtheit neidisch war, lockte ihn in eine Kiste, die er dann in den Nil warf, und ertränkte Osiris. Isis fand den Leichnam, ließ ihn aber unbewacht, so dass Seth ihn in 14 Teile schneiden und über ganz Ägypten verteilen konnte. Isis suchte sie wieder zusammen und ließ sie von Anubis wie eine Mumie zusammenbinden, sie nahm die Gestalt eines Falken an und schlug mit den Flügeln, wodurch sie Osiris durch ihre Magie, wieder zum Leben erweckte und zeugte mit ihm Horus, der später seinen Vater rächte. Osiris aber wurde oberster Totengott im Jenseits und jeder verstorbene Pharao im alten Ägypten wurde fortan selbst zu einem Osiriswesen.
Isis, eine der beliebtesten Göttinnen im alten Ägypten: Unter allen altägyptischen Gottheiten war es Isis, die am längsten verehrt wurde, bis weit ins Zeitalter der Kleopatra hinein. Zahllose Anbeter und Fürbitter umschwärmten stets ihren Tempel in Philae. Als Ehefrau des Osiris und Mutter des Horus verkörperte sie gleichzeitig Thron und Mutterschaft. Auf ihrem Kopf gibt eine von Kuhgehörn gehaltene Sonnenscheibe diese Eigenschaften wieder. Sie besaß magische Heilkräfte. Gemeinsam mit ihrer Schwester Nephthys beschützte sie die Toten.
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