»Die 101 wichtigsten Fragen. Das Alte Ägypten« ist Teil der Reihe: Beck`sche Reihe im Verlag C.H. Beck., wo weitere Themenfelder wie z.B. Mittelalter, Christentum oder Islam etc., nach selbem Konzept erschienen sind.
Vorliegende Monographie ist seit Februar 2010 auf dem Buchmarkt. Das 157-seitige Taschenbuch ist schlicht gestaltet und beantwortet in der Tat 101 gestellte Fragen zum alten Ägypten aber auch zur Ägyptologie. Ob dies nun wirklich die 'wichtigsten' Fragen zur Thematik sind, sei dahingestellt. Das kleine Werk bietet trotz der Kürze der einzelnen Artikel, sehr fundierte Informationen. Der Ägyptologe Thomas Schneider* (Professor für Ägyptologie an der Universität of British Columbia) ist Autor der Inhalte. Er legt viel Wert auf Verständlichkeit für den Leser und Kompetenz hinsichtlich der vielfältigen Fragestellungen.
Behandelt werden Fragen, die schon lange die Ägyptologie beschäftigen, wie z.B.: Wie erbaute man die Cheopspyramide? Aber auch spezifische Fragen: Warum verwischte der Priester seine Fußspuren? Der Vorteil zu dieser Frage- und Antwortensammlung für den Leser, liegt sicherlich auch darin begründet, dass unterschiedliche Themen angesprochen werden. Diese lauten wie folgt: Die Moderne und das Alte Ägypten; Ägyptische Welt und ägyptisches Weltbild; Geschichte; Religion; Kunst und Architektur; Literatur und Sprache; Gesellschaft; Ägyptologisches. Zu jedem Thema sind es rund zehn Fragen, die jeweils klar beantwortet werden oder lediglich plausible Informationen aufzeigen, die mit der Fragestellung direkt zu tun haben; denn nicht alles ist bereits ausreichend erfoscht in der Ägyptologie.
Für den Ägyptenkenner eben so interessant zu lesen wie für den Laien. Wobei den Kenner Vieles darin sogar auch noch überraschen dürfte, denn wer sich mit Ägyptologie beschäftigt weiß um die Komplexität dieser alten Kulur. Der Autor ist bemüht darum, den Leser der noch nicht viel Ahnung zur Thematik hat, an das Thema entsprechend heranzuführen, indem er wesentliche Details berücksichtigt. Manche Fragen sind sehr originell bis speziell: Warum wurden die Bauern nie gelobt? Gab es Comics im alten Ägypten? Konnten die Toten lesen? Andere Fragen wiederum orientieren sich an allseits beliebten und klassischen Themen, wie Tutanchamun, Bauwerke, Pyramiden, Tal der Könige: Wie reich war Tutanchamun? Was symbolisiert die Architektur der Königsgräber im Tal der Könige? Und andere.
Die Buntheit der Fragestellungen ist ausgesprochen lobenswert. Ein Vorteil für den Leser ist die Gliederung in Hauptthemenbereiche, vor allem wenn man gezielt nach etwas sucht oder sich nur für bestimmte Bereiche interessiert. Man kann das kleine Buch ebenso querlesen, somit sich jene durchnummerierten Fragen von 1 bis 101 samt Antworten herauspicken, die einen gerade interessieren. Das abschließende Hauptkapitel behandelt drei Fragen zu 'Ägyptologisches': Wer ist der berühmteste Ägyptologe? Gibt es zuviele Ägyptologen? Welches sind die 101 wichtigsten Literaturtipps zum Alten Ägypten? Insofern kann der Leser sich weiterführende Literatur anschaffen, falls er noch tiefer einsteigen möchte, bzw. sich nicht mit den kurzen, aber prägnanten, Antworten zufrieden gibt.
Das Taschenbuch ist eine schöne Ergänzung zur Ägyptologie-Literatur im populärwissenschaftlichen Bereich. Für erste Antworten optimal geeignet - sofern man sich nicht schon mit anderer Literatur auseinandergesetzt hat - oder man auf die Schnelle eine Antwort braucht ohne lange recherchieren zu wollen. Zu bedenken ist hierbei aber auch, dass der Inhalt im Wesentlichen die Meinung des Autors wiedergibt. Für Kundige und Reisende als Begleitliteratur zu empfehlen, wobei ein Anspruch auf ausführliche Wissensabdeckung selbstverständlich nicht erfüllt werden kann. Sogar auf das was wir nicht von Ägypten wissen geht Thomas Schneider in seiner Monographie ein. Schneider räumt auch mit überholten Vorstellungen auf, wie beispielsweise zu der ägyptologischen Ansicht, dass die Amarnazeit der ägyptischen Kultur ein Ende gesetzt hätte! (Siehe dazu Frage Nr. 28)
Die Idee, das alte Ägypten von solch einer Seite aus, mit gezielten Fragen und deren Antworten, zu entdecken, ist gut gelungen. Wer dann noch weitere Fragen hat, kann getrost einsteigen in die Inhalte der schier unbegrenzten Anzahl an ägyptologischen Büchern auf dem Buchmarkt.
Die Themen des Taschenbuches sind zudem auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Teils sind ganz neue Ergebnisse aus Forschungstätigkeiten eingearbeitet. Die Gesamtgestaltung ist einfach gehalten, bilderlos (ausgenommen kleine Dekorbildchen) und alles durchgängig Schwarzweiß. Am Ende des Buches eine Zeittafel plus zwei Landkarten.
*Anmerkung
Thomas Schneider: geb. 1964, bekannt auch durch sein "Lexikon der Pharaonen".
(© Mein-Altaegypten.de, im Juni 2010, Anja Semling)
|