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Historischer Roman:
Die Toten kehren wieder mit dem Wind

Buch

  • Verlag: Philipp von Zabern
  • Autor: Michael Höveler-Müller
  • Erscheinungsdatum: Februar 2009
  • Seitenzahl: 340
  • Auflage: 1. Auflage
  • Einband: Hardcover mit Schutzumschlag
  • ISBN: 978-3805339674

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In vorliegendem Roman von dem Ägyptologen Michael Höveler-Müller, geht es um die historische Figur "Haremhab", was soviel heißt wie: "Horus ist im Fest".

Das Buch ist eine Art Biografie, mit viel Fachlichem zum Thema, aber auch die Lebensgeschichte des Ägypters Haremhab aus der Sicht des Autors. Es ist ein Versuch dem Leser diesen ungewöhnlichen Lebenslauf, eines Mannes näher zu bringen, der vom armen Bauernsohn zum Pharao, dem höchsten Amt im alten Ägypten, aufsteigt.

Die Geschichte beruft sich auf eine wahre Begebenheit; sie ist eine Mischung aus Fakten und Fiktivem. Der kundige Leser wird sicherlich die wahren Begebenheiten von den frei erfundenen trennen können. Neueinsteiger in die Materie dürfen getrost der Kompetenz des Autors vertrauen, denn dieser hat nicht nur bestens recherchiert und aus seinem Wissensfundus geschöpft, sondern er macht die, bislang unbekannte, Lebensgeschichte des Ägypters Haremhab in diesem Buch zu einer durchaus schlüssigen Version. Es bleibt aber – vor dem Hintergrund der Wissenschaft – bei einem Versuch, denn Vieles aus dem Leben Haremhabs liegt noch immer im Dunkel der Geschichte. Weitere historische Ereignisse in dem Buch, die heute noch in der Fachwelt diskutiert werden, spiegeln hier die Meinung des Autors wieder.

Wer sich auch für die Zeit der 18. Dynastie interessiert, in der die Geschichte sich entwickelt, ist mit "Die Toten kehren wieder mit dem Wind" bestens bedient. Es kommen viele Aspekte zur Sprache, die fundierte Informationen zu jener Zeit liefern, so zum Beispiel: Mumifizierung, Bestattungsritual, Festlichkeiten (Opetfest), Feldzüge, kultische Rituale oder Krönung des Pharaos. Diese ausführlichen Informationen geben dem Buch nebenbei einen sehr sachlichen Charakter.
Der Unterhaltungswert ist garantiert durch die manchmal komplexen Ereignisse und Schicksalsschläge der Protagonisten. Allerdings bleibt die Hauptfigur Haremhab leider etwas konturenlos – bis zum Schluß. Der Leser erfährt wenig über seine Gedanken und Gefühle. Er ist eigentlich neben all' den weiteren Weggefährten, oft nicht von der Gewichtigkeit seiner Person im Roman, zu unterscheiden. Aber gerade deswegen gewinnt der interessierte Leser einen guten, auch authentischen, Einblick in die damaligen Lebensumstände die mit seinem Schicksal eng verbunden waren.

Haremhab erlebte vier Pharaonen zu seiner Zeit, dies waren Amenophis III., Amenophis IV., Tutanchamun und Eje. Dieser Umstand machte sein Dasein wirklich einzigartig in der Historie Ägyptens, zumal er selbst den Horusthron bestieg. Wie es dazu kam schildert dieser Roman in dem hauptsächlich historische Figuren spielen.

Mit 10 Jahren wird Haremhab als Rekrut an die königliche Armee verkauft; seine Eltern waren so arm, dass sie dies veranlaßten. Durch eine glückliche Fügung und seinen Mut kann Haremhab später die Gunst des Erbprinzenpaares Thutmosis und Kija gewinnen. Haremhab wird Leibwächter und Truppenkommandant. Sein gutes Verhältnis zu Thutmosis, dem ältesten Sohn Amenophis' III., öffnet ihm viele Türen. Doch dieser Thutmosis stirbt viel zu früh und so ändert sich auch Haremhabs berufliche Laufbahn.
Als niedriger Schreiber des neuen Königs Amenophis IV. (Bruder von Thutmosis), der spätere Sonnenkönig Echnaton, kann er seine Laufbahn fortsetzen. Es gelingt ihm das Vertrauen des bizarren Königs zu gewinnen und somit kann er mit seinen Fähigkeiten, die im Bereich des Militärs liegen, zum General aufsteigen. Ein weiterer Günstling seiner Person wird der Adlige Eje. Haremhab erlebt das Aufsteigen und Scheitern der neuen Religion, die Echnaton in Gang setzte. Das Ende dieser Zeit stellt sich im Roman tragisch dar, viele der Königsfamilie sterben. Und die Stadt Achetaton wird aufgegeben.
Der neue König heißt fortan Tutanchamun, und Haremhab als sein Erzieher, und noch immer mit vielen Titeln bestückt, steht nun an seiner Seite zusammen mit Eje. Tutanchamun ist zu jung um zu herrschen. Haremhab riecht die Macht und wird zum Konkurrenten Ejes. Tragischerweise stirbt auch Tutanchamun. Der Weg zum Thron ist frei für Haremhab aber auch für Eje! Wie die politische Entwicklung weitergeht verrät der letzte Teil des Buches.

Das Buch ist gegliedert in drei Teile (mit mehreren Kapiteln): "Der Junge aus dem Falkengau", "Der Horizont des Aton" und "Horus feiert". Die beispiellose Karriere von Haremhab ist sehr gut nachvollziehbar mit Lesen des Buches. Fachwörter sind kursiv gedruckt und werden im Anhang erklärt.

Die Jahre im Leben der Hauptfigur waren ereignisreich, was sich im Roman in eher sachlicher Weise darstellt. Auf große Gefühle und übertriebene Action wird weitgehend verzichtet. Was die Geschichte insgesamt glaubhafter macht. Der Autor berücksichtigt in seinem Roman ganz neue wissenschaftliche Ergebnisse. Um eines davon zu nennen: der Tod Tutanchamuns, welcher eines natürlichen Todes starb. Die eigene Meinung des Autors ist eingebettet um die fehlenden Beweisstücke zu ersetzen und der Geschichte eine Richtung zu geben. Um einige zu erwähnen: Kija ist die Mutter von Tutanchamun, Anchesensamun hat die sog. Zannanza-Briefe verschickt oder Haremhab tötet Nachtmin, um sich den Weg zum Thron frei zu machen. Was etwas ungewöhnlich anmutet ist die Vorstellung davon, dass Echnaton von Dämonen bessenen gewesen sein soll. Dient dies nun mehr der Sicht des Autors oder paßt es besser in die Gesamthandlung – der Leser entscheidet selbst.
Haremhab gewinnt mit "Die Toten kehren wieder mit dem Wind" zu Recht mehr an Aufmerksamkeit.

(© Mein-Altaegypten.de, im September 2009, Anja Semling)


Der Autor:
Michael Höveler-Müller ist Ägyptologe, Kulturmanager und Buchautor. Von 2009 bis 2011 leitete er das Ägyptische Museum in Bonn.

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