Beim Durchblättern dieses Buches mit dem Titel "Gralsstein", könnte man an ein Mathematik-Buch denken. Ganz einfach deswegen, weil die Seiten, insbesondere die letzten beiden Drittel vollgespickt sind mit komplizierten Berechnungen, illustrativ begleitet von verschiedenen Geometrieformen: Dreieck, Quadrat, Kreis, ... und Zeichnungen.
Es geht in diesem Buch aber um den sogenannten Heiligen Gral. Ein Objekt dessen tatsächliche bzw. wahre Form bis heute unbekannt bleibt - sofern es den Gral als etwas Sichtbares überhaupt gibt. Es könnte ein Kelch, eine Schale oder auch ein Stein sein. Laut Autor ist der Gral aber keinesfalls ein "irdisches Ding" (zitiert S. 225). Vielmehr manifestieren sich darin die göttlichen Gesetze des Universums.
Diesem Rätsel auf der Spur, auf der Suche nach der Wahrheit um den Heiligen Gral, geht der Autor des Buches, Andreas Wenath, in beeindruckender Weise nach. Umfassend recherchiert und mit eigenständigen Gedanken versehen, gibt er neue Impulse zum Thema. Sicherlich kein einfaches Thema, denn Vorkenntnisse sind von Vorteil. Insbesondere was Mathematik anbelangt sowie das Interesse an Geheimwissenschaften, wie die Esoterik. Hat man auch noch Ahnung von Gematrie, Musik- und Literaturwissenschaften, dann steht dem gründlichen Einsteigen in die komplexe Materie nichts mehr im Wege. Doch auch ohne dieses Wissen im Vorfeld, führt der Autor den Leser an die Thematik gut heran. Mit diesem Buch, das ebenso als eine Zusammenfassung zu verstehen ist über die bisherigen Untersuchungsergebnisse zur Gralsliteratur und zur Historie des Grals, erhält die Leserschaft einen sehr ausführlichen Überblick. Dabei kommt auch die ägyptische Symbolik zur Sprache. Man denke an das Pyramidion, die "Blume des Lebens" oder das sogenannte Udjat-Auge.
Im Vorwort geht es um die Gematrie: jeder Buchstabe des Alphabets entspricht einer Zahl (von 1 - 10). Daraus entstehen Wort-Zahlenspiele, die einen tieferen Sinn ergeben. Zum Beispiel wird numerisch die Wanderung des Geistes in einen Körper ins Diesseits und wieder zurück ins Jenseits dargestellt. Klingt ziemlich verrückt: gematrische Zusammenhänge mit Leben und Tod / Geist und Materie, in Verbindung zu bringen.
Geschickt durchdacht, verbindet der Autor logische Berechnungen und geometrische Konstruktionen mit der Mythologie und Religion. Die Ergebnisse dessen sind oft verblüffend. Alles nur Zufall oder steckt ein geheimnisvoller (göttlicher) Plan dahinter?
Die Geschichte um die Entstehung des Grals liegt lange zurück. Alte Überlieferungen belegen dies und genau diesen historischen (Übersetzungs-)Texten hat sich der Autor gewidmet. Um seine Erkenntnisse zu untermauern. Aber auch um Neues herauszufinden. Zum Beispiel zur Zahlensymbolik, zur heiligen Geometrie oder zur Zahlenmystik der Kabbala (Numerologie).
Für Altägyptenliebhaber sind folgende Kapitel sehr interessant:
- Altägyptische Herleitung des Satzes des Pythagoras (...)
- Die Herleitung der Urkreiszahl des Papyrus Rhind
- Die Cheopspyramide, die Kreiszahl Pi und die Königselle
- Die Zahlen / Längeneinheiten der Cheopspyramide und die c-Dur-Ganztonleiter
- Der Papyrus Moskau und die Urgrundlagen der Kugelberechnung
Wer bislang noch nicht viel über den Heiligen Gral wußte, der wird zwar mittels diesem Buch mit viel Wissen versorgt, doch empfehlenswert ist zuvor eine leichtere Kost. Um dann mit "Gralsstein" tiefer einzusteigen. Das broschierte Buch beinhaltet etliche Schwarzweiß-Abbildungen und Strichgrafiken, die stets Bezug zum Themenfeld nehmen. In anschaulichem Layout ergeben die 13 Hauptkapitel ein durchaus sehr anspruchvolles Werk, das für jede(n) Interessierte(n) eine wahre Fülle an Lesestoff und -material bietet.
(Anja Semling, im Dezember 2011)
Umschlagtext: Trotz unzähliger Forschungen und Theorien gibt der Heilige Gral noch immer viele Rätsel auf. Existiert er überhaupt? Ist er nur eine Legende, ein Mythos, eine literarische Erfindung des Mittelalters? Oder ist er tatsächlich ein Stein, ein Kelch, die Blutlinie Christie?
Dieses Buch untersucht neben der bekannten europäischen Gralsliteratur und der Historie des Grals insbesondere die uralte ägyptische, jüdische und christliche Symbolik, die Kabbala und die verschiedenen Gralswissenschaften wie die Heilige Geometrie und die Astronomie.
Was hat es mit der geheimnisvollen Schrift des Flegetanis, die Wolfram von Eschenbach als Inspiration für seinen "Parzival" diente, auf sich? Wer war dieser Flegetanis?
Wandte Leonardo da Vinci, Eingweihter in die Heilige Geometrie, für seine Zeichnung "Vitruvmann" Zahlenmagie an? Verbarg er diese Zahlen in seinem Gemälde "Das Abendmahl"?
Die Ergebnisse dieses Buches sind erstaunlich und können einigen Bereichen unserer Kultur, so den Religionen und auch den Naturwissenschaften, neue Impulse geben.
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