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Rubrik: Lesenswert

Der Kopf des Osiris
Machenschaften und Geheimnisse der Ägyptologie

Buch

  • Der Kopf des Osiris
    Machenschaften und Geheimnisse der Ägyptologie
  • von G.F.L. Stanglmeier, Andre Liebe
  • Verlag Kopp
  • 255 Seiten
  • zahlreiche farbige Abbildungen
  • 1. Auflage
  • gebundene Ausgabe
  • Erscheinungsdatum: Oktober 2007
  • ISBN: 978-3938516577

    Bestellmöglichkeit :



Wer sich intensiv für das alte Ägypten interessiert oder gar schon Kenner der Materie ist, wird nicht daran vorbeikommen auch wissen zu wollen, welche Fachdisziplin sich mit der altertümlichen Historie Ägyptens beschäftigt – die Ägyptologie. Schon deshalb, weil immer wieder neue Entdeckungen im Land am Nil gemacht werden sowie neueste oder revidierte wissenschaftliche Erkenntnisse an die Öffentlichkeit gelangen. Die Ägyptologie an sich umfaßt einen großen Bereich: ein vielfältiges Themenspektrum und verschiedene historische Zeitepochen prägen diese Kulturgeschichte. Diese Fachdisziplin, deren Vertreter sämtliche Ägyptologen weltweit sind, ist allerdings noch relativ jung; keine 200 Jahre ist es her als der Gelehrte J.F. Champollion durch seine erfolgreiche Entzifferung der Hieroglyphen-Schrift sozusagen die Basis für diese neue Forschungsdisziplin geschaffen hatte.

Wo steht diese Fachdisziplin heute? Arbeitet sie wissenschaftlich korrekt? Was für einen Ruf hat die Ägyptologie? Wie geht diese Expertenwelt, die sich so detailliert mit unserer geschichtlichen Vergangenheit auseinandersetzt, mit den Medien um? Was steckt zum Beispiel hinter den Begriffen "Feldarchäologie" oder "Schreibtisch-Ägyptologie"?
All diesen Fragen und weiteren mehr, gehen die beiden Autoren G.F.L. Stanglmeier und A. Liebe, vorliegenden Buches, erschienen im Oktober 2007, unter vollständigem Titel: "Der Kopf des Osiris – Machenschaften und Geheimnisse der Ägyptologie", gründlich nach.
Nun finden sich in dieser Publikation nicht lediglich Antworten, sondern es werden zahlreiche prominente Beispiele und deren aktuelle Ist-Situationen (und wie es dazu kam) beleuchtet und hinterfragt. Das Buch mit stark aufklärendem Charakter informiert den Leser über ägyptologische Skandale und Affären, die sich tatsächlich zugetragen haben und von denen die breite Öffentlichkeit ansonsten eher wenig erfährt. Mittels Insider-Informationen aus erster Hand, deren Quelle die sechs "Schwarzen Schafe der Ägyptologie" sind (sechs hochkarätige Ägyptologen und Archäologen, die dem ägyptologischen Establishment grollen), gelingt es den Autoren fundierte Recherchen verknüpft mit ihren Kritiken an dieser Fachdisziplin, auszusprechen; was einer unbequehmen Wahrheit gleichkommt. Damit bezweckt werden soll – laut Autoren – eine Beschleunigung des Umdenkungsprozeßes in der Ägyptologie.
Derzeit sind nach Auskunft vorliegenden Buches, immerhin etwa 300 Ägyptologenteams im untergegangenen Pharaonenreich zugegen.

Um nicht nur über die offensichtlich schlechten Zustände in der Ägyptologie zu berichten, legen die Autoren noch zahlreiche Beispiele aus der Praxis dar. Altägyptenkennern werden sie alle mehr oder minder bekannt vorkommen, den Ägyptologen sowieso, und Neueinsteiger auf diesem Feld, staunen sicherlich über die umfangreiche Themenpalette.
In jedes der zwölf Themenkapitel im Buch, von denen etliche über markante Fundstücke oder Entdeckungen berichten, streuen die Autoren ihre Kritiken mit ein, so beispielsweise: die teils schlechte Katalogisierung der Aegyptiaca, unzureichende wissenschaftliche Bearbeitungen, Vertuschung von Fakten, Fundunterdrückung (z.B. Nofretete-Büste), unsachgemäße Lagerung von Artefakte, etc. Desweiteren kritisieren die Autoren Folgendes an der Gilde Ägyptologie: zuviel Entdeckungs- und Sammelwut, "Kasten-Denken", Medien-Manipulation sowie schlechte Informationspolitik, Ablehnung jeglicher grenzwissenschaftlicher Theorien und zu Letzt wird den Ägyptologen auch noch das Etikett Minderwertigkeitssyndrom angehaftet. Überhaupt fehlt es in allen Bereichen der Ägyptologie an Systematik!
Womöglich zunächst etwas irritiert über die unverblümten Ansichten der beiden Ägyptologiekritiker darf der Leser mit dieser Veröffentlichung aber durchaus ausgezeichnete Hintergrundformationen zu allerlei nicht unstrittigen Themen, selbst in dieser Forschungsdisziplin, erwarten.

Gegliedert in eher kurzweilige Themenkapitel, von denen jedes ein bestimmtes ägyptologisches Problem, Rätsel oder Geheimnis (oder gar alles auf einmal) zum Mittelpunkt hat, gehen die Autoren auf interessante Details ein. Den Anfang markiert die Entdeckungsgeschichte um die Grabkammer KV 63 (KV = "Königsgrab") im berühmten Tal der Könige. Wer entdeckte dies Grab unlängst wirklich? Dieser Frage gehen die Autoren nach und klären die Leserschaft mit Tatbeständen auf. Im nachfolgenden Kapitel wo es um einen geheimnisvollen Sargdeckel geht, ist sogar von der sogenannten "Sarg-Äffäre", der ehemals amtierende bayrische Ministerpräsident Stoiber betroffen gewesen. Weitere themenverwandte Artikel folgen, wo es mitunter um den Fluch der Pharaonen geht – ein offensichtlich schier endlos diskutiertes Thema, oder es geht um die noch immer ungelöste Frage nach der Bauweise der Cheops-Pyramide. Zum Buchtitel "Der Kopf des Osiris" machen sich die Autoren unter selbiger Themenüberschrift auch so ihre Gedanken: wo liegt der Kopf des Gottes Osiris eigentlich begraben? Und warum weiß man immer noch nicht was sich in KV 17, das Grab des Pharao Sethos', alles verbirgt?
Die Kapitel "Schreibtischtäter", "Götter, Gräber und Ganoven" sowie "Das Big-Point-Syndrom", stehen dann wieder ganz im Zeichen der Kritik an der Fachschaft Ägyptologie. Anhand von entsprechenden (Fund-)Beispielen, gewinnt der Leser einen tiefen Einblick in die oftmals komplizierten Umstände und Angelegenheiten, die ein einziges Artefakte ins Rollen bringen kann.
Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass sich ein ganzes Kapitel ausführlich mit den internationalen Schmuggelgeschäften mit Aegyptiaca beschäftigt. Doch es kommt noch schlimmer: obwohl Ausfuhrverbot von echten antiken ägyptischen Objekten aller Art wird fleißig im Geheimen illegal weiter transferiert. Selbst europäische Museen sind angeblich in solche dubiosen Machenschaften verstrickt. Die Autoren klären abermals auf ...
Natürlich scheuen die Autoren nicht, Verantwortliche und Involvierte beim Namen zu nennen. Und so tauchen immer wieder – für Ägyptologiekenner – allseits bekannte Expertennamen auf wie: Zahi Hawass, Nicholas Reeves, Dietrich Wildung, u.a. Im Guten wie im Schlechten.

Abgerundet wird das Buch "Der Kopf des Osiris" mit Literaturhinweisen, Register, Danksagungen beider Autoren sowie einem aktuellen Nachtrag, genauer: die jüngste Breaking-News des Zahi Hawass. Das Buch war fast schon in Druck, da klopfte der Chef der ägyptischen Antikenverwaltung sozusagen nochmal kurz an die Redaktionstür.

Zahlreiches Bildmaterial ist in alle Kapitel eingestreut, welches die vielen behandelten Themen in ihren Aussagen noch unterstreicht oder besser verständlich macht. Layout und Gliederung des Buches sind sehr schön gelungen, man findet sich geschwind zurecht. Und es ist auch nicht unbedingt notwendig die Themenkapitel der Reihenfolge nach durchzulesen; genauso gut kann quergelesen werden. Ägyptenfans mit Vorkenntnissen sind allerdings klar im Vorteil, wenn es um das Verständnis im geschichtlichen Kontext geht. Trotzdem dürften auch Einsteiger viel Nutzen aus den Zeilen ziehen. Ägyptologen oder Ägyptologiestudenten sei diese Veröffentlichung, wo es ja um ihre eigene Zunft geht, sehr empfohlen.

Ein frisches Lesevergnügen mit ernstem Hintergrund; dies wird durch den individualistischen und lebendigen Schreibstil der Autoren noch betont. Wie man hiermit sehen kann ist Geschichte alles andere als trockene Materie – in der Ägyptologie scheint sich jedenfalls eine Menge zu bewegen. Diese kurzweilige, informative und durchaus unterhaltsame Lektüre darf in keiner Ägyptenbuchsammlung fehlen. Und an archäologischen Geheimnissen und Rätseln gibt es in der Ägyptologie wahrhaft noch mehr als genug, insofern darf man sicherlich auf ein Nachfolgewerk oder Neuauflage von "Der Kopf des Osiris" hoffen. Dies Werk richtet sich ganz sicher nicht nur an die breite Öffentlichkeit sondern im Interesse der Autoren, an sämtliche Ägyptologievertreter und die es noch werden wollen.

Der Autor und Journalist G.F.L. Stanglmeier ist bereits durch seine Publikation, ähnlicher Thematik, "Versteckt, Verschollen, Vergraben – Pharaonenschätze, die noch zu finden sind", vertreten. Das Buch erschien im Jahre 2005 und behandelt ebenso Rätselhaftes aus der Ägyptologie.


(© Mein-Altaegypten.de, im November 2007, Anja Semling)


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