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Rubrik: Lesenswert

Nubien
Geheimnisvolles Goldland der Ägypter

Buch

  • Nubien
    Geheimnisvolles Goldland der Ägypter
  • von Piotr O. Scholz
  • Verlag: Theiss
  • Gebundene Ausgabe
  • 232 Seiten
  • Erscheinungsdatum: April 2006
  • ISBN: 978-3806218855

    Bestellmöglichkeit :


Eine nubische Pyramide ziert das Cover des Buches, das unter dem Titel »Nubien« im Frühjahr 2006 im Theiss-Verlag erschienen ist; ein Werk, das von schwarzen Pharaonen, sakralem Königtum, Gold, Göttern, steilwandigen Pyramiden und versunkenen Städten am Nil, erzählt. Mit diesem Buch schildert der Autor Piotr Scholz die eindrucksvolle Geschichte von Kusch, Meroë und Nubien – "Kusch" (=Obernubien), so nannten die alten Ägypter das Gebiet in Nubien weit südlich ihres Reiches, "Meroë", einst eine glanzvolle Stadt darinnen und "Nubien", jenes geheimnisvolle Goldland schlechthin.

Der Orientalist und Kunsthistoriker Piotr Scholz, der selbst Forschungen und Reisen im heutigen Sudan (Obernubien) unternommen hatte, zeigt dem Leser ein anderes Nubien, das nicht wie so oft als einstiges "Land am Rande der Welt" beschrieben wird. Wie Ägypten, auch durchflossen vom Nil, war Nubien mitbestimmend an der Entwicklung der ägyptischen Kultur. Ägypten und Nubien liegen zwar urgeschichtliche Gemeinsamkeiten zu Grunde, doch entwickelte sich Nubien durchaus zu einer eigenständigen und unabhängigen Kultur, die aber intensiv verflochten war mit dem pharaonischen Reich. In den Bereichen Religion, Bauwerke, Kunst und Königtum finden sich noch viele Spuren von gemeinsamen Merkmalen. Nubien grenzt heute bei Assuan, bzw. dem 1. Nilkatarkt, an Ägypten und war einst, als die klimatischen Gegebenheiten noch völlig andere in diesem Teil der Erde waren als heute, ein fruchtbares, wasser- und tierreiches Gebiet.

Beginnend mit der Klärung der Herkunft der Bezeichnung "Nubien" sowie der Erzählung von der Wiederentdeckung des südlichen Niltals in der Antike bis hinein in unsere Tage, stellt der Autor fest, dass die Erforschung des südlichen Goldlandes Ägyptens noch immer nicht abgeschlossen ist. Die Forschung kann zwar mit einer beträchtlichen Summe an Ergebnissen, Fakten und neuesten Erkenntnissen diesbezüglich aufwarten, doch angesichts der Staudämme an den Katarakten droht diese Vergangenheit immer mehr in den Fluten zu verschwinden.

Das erste Hauptkapitel führt den Leser an die Ursprünge menschlicher Kulturen in Zentral- und Nordostafrika sowie darüber hinaus. Um 9000–4000 v.Chr. bildeten sich erste Kulturgemeinschaften- und gruppen und somit offensichtlich die späteren Hochkulturen am Niltal. Diese prähistorische gemeinsame Periode der Niltalkulturen die der Autor beschreibt, wirft ihm die Frage auf "wieso Unternubien in der pharaonischen Frühzeit für die Ägypter "Ausland" war?". Dies und weiteres, wie die Beziehungen und kulturellen Einflüsse entlang der Nilachse, behandelt das anschließende Kapitel in dem auch die große Bedeutung des kuschitischen Raumes für Ägypten zur Sprache kommt, nämlich sein Goldvorkommen.
"Ein neues Reich entsteht" das sogenannte Kerma-Reich, was ein weiteres Kapitel beschreibt. Bereits im ägyptischen Neuen Reich steht das Land Kusch, Ägypten gegenüber, mit seinen kuschitischen Herrschern, die sich als Gott-Könige auf Erden sahen und die sich (auch) als Söhne von Amun-Re verstanden. Eine Ägyptisierung des südlichen Teils Nubiens ging vonstatten. Nubien war eingeteilt in Unternubien (wawat) sowie Obernubien (Kusch) und machte wechselhafte Entwicklungen durch. Bis sich erneut ein großes Zentrum bildete: Napata, die Stadt mit ihrem großen Amun-Tempel. Jene Pharaonen zu damaliger Periode bestiegen um 720 v.Chr. den ägyptischen Horusthron und herrschten zeitweilig über Nubien und Ägypten, als 25. Dynastie; diese Könige fühlten sich als rechtmäßige Herrscher. Das mächtige Reich der Kuschiten wurde neben ihrem König auch von einer Frau regiert, der sog. "Kandake" (="Königsmutter").
Die Kuschiten verlagerten ihr Machtzentrum nach ihrer ägyptischen Herrschaft, von Napata nach Meroë. Damit beginnt ein weiteres Kapitel der nubischen Geschichte – die Metropole Meroë steht in dessen Mittelpunkt. Wovon der Autor einiges zu berichten weiß, nämlich über die Neuorientierung und Afrikanisierung des Reiches. Die Lage und Industrialisierung der Stadt, das sakrale Königtum und die Kandake, die Tempel und Götter, die Handelsbeziehungen sowie die Kunstprodukte, werden vom Autor lebendig und anschaulich beschrieben. Seinen Abschluß findet das Werk mit dem Kapitel "Meroiten in der hellenistischen Welt". Und somit endet quasi die Geschichte Nubiens im letzten Kapitel mit dem Untergang von Meroë und dessen Reich im 4 Jh. n.Chr. (laut Autor).

Mit zahlreichen Fotos illustriert, schwarzweiß und farbig, sowie einigen Karten und Grafiken versehen kann sich der Leser ein noch genaueres Bild über dieses einstige sagenhafte Reich machen. Genauso hilfreich und ansprechend sind die eingestreuten Textpassagen in Kästen, die je nach Rubrik Zusatzinformationen anhand zitierter schriftlicher Quellen aufzeigen. Im Anhang eine umfangreiche Literaturauswahl.

Die allgemeine Aufmerksamkeit möchte der Autor mit seinem Werk wecken für ein Land, das noch immer seiner vollständigen Entdeckung harrt; für Ägyptenkenner und Interessierte sicherlich eine Bereicherung hinsichtlich der Ursprünge, Einflüße und Beziehungen, die die beiden Länder Nubien und Ägypten miteinander verbinden. In flüssigem Stil geschrieben und durchaus ohne tiefergehende Vorkenntnisse gut verständlich im Hinblick auf den historischen Kontext. Und somit erhält der Leser einen umfassenden Einblick in die Kulturgeschichte dieses Reiches mit seinen schwarzen Pharaonen. All jenen zu empfehlen die sich einen fundierten und aktuellen Eindruck von der Geschichte Nubiens verschaffen möchten. – Mein bislang eher verschwommenes Bild zum Goldland Ägyptens, also Nubien, hat durch dieses Werk von P. Scholz an großer Klarheit gewonnen.

(© Mein-Altaegypten.de, im Mai 2006, Rezensentin Anja Semling)


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