Altägyptische Artefakte sind heutzutage nicht nur in Ägypten zu bestaunen, sondern auch in unseren heimischen Museen. In Bremen findet sich eine vielfältige Sammlung die rund 700 Objekte umfaßt. Zu verdanken ist diese Sammlung Hugo Schauisland, der das „Übersee-Museum Bremen“ 1896 gründete. Durch ihn sind diese Zeugnisse und Kunstschätze altägyptischer Kultur vom Land am Nil, vor etwa 100 Jahren nach Bremen und anschließend in dieses Museum gelangt.
Mit dem großformatigen Buch: „Aus Gräbern, Heiligtümern und Siedlungen“ wird erstmals die ganze Bandbreite dieser umfangreichen Kollektion der Öffentlichkeit vorgestellt.
Zu sehen sind in der Museumsdauerausstellung verschiedene Exponate zur Lebenswelt der alten Ägypter. Und zwar aus der Zeit vor den Pyramiden (Frühzeit), zum Alltag, zum Bürger- und Königtum, zu Glaube und Jenseits sowie zur koptischen Kunst und Kultur. Das Buch versammelt die Exponate, in einer visuellen und textlichen Aufbereitung, nach ägyptologischen Themen sortiert.
Bis Unlängst wurde immer nur ein kleiner Teil der ganzen Sammlung den Besuchern im Museum präsentiert. Dies hat sich Dank Unterstützung der Waldemar Koch Stiftung geändert. Und somit wurde auch dieser Ausstellungskatalog geschaffen. Dem Leser und Betrachter liegt damit, zur dauerhaften Präsentation der etwa 700 Objekte im Museum, der passende Katalog vor. Sämtliche Exponate sind im Buch bildlich vorgestellt und beschrieben außer Feuersteinwerkzeuge aus der paläo- bis neolitischen Zeit sowie Zeugnisse aus der islamischen Kultur.
Darüber hinaus erfährt der Leser auch Grundlegendes zur altägyptischen Kultur. Verschiedene Autoren lieferten ihre fachgerechten Beiträge. Dies ist sehr von Vorteil für Jene, die keine oder nur wenige ägyptologische Vorkenntnisse haben.
Die neue Sammlung, die nun im Museum zu bestaunen ist, erforderte Recherchearbeiten, Untersuchungen, Fotoarbeiten, Restaurierungen und sogar Mumien wurden mit dem Computer analysiert. Zum einen also die ganz neue Präsentation der kompletten Sammlung im Museum, zum anderen das Buch, das darüber berichtet und als Katalog der Öffentlichkeit dient.
Der Hauptteil des Buches bildet der Sammlungskatalog. Dieser ist strukturiert in die Themenbereiche: Vor den Pyramiden; Gesellschaft; Staatsreligion und privater Glaube; Tod und Jenseits; Alltag; Koptische Kunst und Kultur. Diesem Teil voraus, gehen ein Vorwort, Informationen zur Sammlungsgeschichte und eine Chronologie zu den Zeitepochen Altägyptens.
Wie alle diese Objekte nach Bremen gelangten, beschreibt das dreiseitige Kapitel zur Sammlungsgeschichte. Damals war es noch üblich über Ausgrabungen, Ankäufen bei Kunsthändlern oder über Mittelsmänner, an den Erwerb dieser Kunstschätze zu gelangen. Sammelreisen wurden extra organisiert. Heute undenkbar, da ägyptische Artefakte nicht mehr außer Landes gebracht werden dürfen.
Um den interessierten Lesern, das alte Ägypten näher zu bringen, sind zu jedem Themenbereich die wichtigsten Informationen in kurzweiligen Artikeln eingebunden. So erfährt der Leser z.B. Interessantes über die Lebensgwohnheiten der Menschen damals am Nil oder mit wieviel materiellem und religiösen Aufwand sie ihre Toten bestatteten.
Der Katalogteil ist durchgängig mit farbigen Fotografien der Ausstellungsstücke bestückt. Zu jedem Thema die passenden Abbildungen im Kontext mit den erklärenden Texten. Jedes Objektbild hat eine Nummer und einen ausführlichen Begleittext. Damit kann sich der Leser detailliert über das Objekt informieren. Zu sehen sind beispielsweise Amulette, Gefäße, Götterstatuetten, Alltagsgegenstände, funäre Gegenstände, Papyri(-schnipsel), Särge, Reliefs oder Werkzeuge, und mehr. Auf einer ganzen Buchseite sind sogar die vielen unterschiedlichen Gefäßformen und -bemalungen (grafisch) vorgestellt. Das letzte Kapitel "Koptische Kunst und Kultur" zeigt anhand der Abbildungen wie es in Ägypten nach Einzug des Christentums, mit der Lebenswelt weiterging. Insbesondere die koptischen Textilien sind sehr umfangreich sowohl im Museum als auch im Buch vorgestellt.
Außer den Objekte-Abbildungen befinden sich noch einige CT-Bilder und Grafiken im Buch. Die CT-Bilder zeigen computertopografische Einblicke in Mumien.
Die Größe aller Abbildungen ist lobenswert, da reichlich Format dafür aufgebracht wird. Einzig die Schriftgröße der Begleittexte ist etwas klein; dafür meistens umfangreich.
Dieser Bildband ist nicht nur den Museumsbesucher eine schöne informative Darstellung über die Sammlung, sondern auch, für diejenigen die keine Möglichkeit haben die Objekte vor Ort zu bewundern. Denn das Buch bietet einen vielfältigen und bunten Einblick über die Schönheit des alten Ägypten.
(Anja Semling, im Oktober 2015)
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